Deshalb hat in vielen Betrieben Chinas diesbezüglich ein Umdenken begonnen. Entsprechend steigen auch die Preise für die Produktion in China. Es gibt günstigere Möglichkeiten, ein Produkt herzustellen als dort. Auch in China hat man dies bereits festgestellt. Deshalb investiert China aktuell auch viel in Afrika. Dort wären die Produktionskosten tiefer und gibt es allenfalls noch mehr Rohstoffe.
Alles in allem steigt auch die Kaufkraft der Bevölkerung in China und die Armut nimmt ab. Natürlich entschuldigt dies aber nicht die Missstände in den Spielzeugfabriken.
Spielejoker: Wie sieht es denn ökologisch aus?
Peter Gygax: Wenn wir zum Beispiel bei den Kartonagen schauen, gibt es Fragezeichen. So werden diese in Regionen gefertigt mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Damit diese Kartonagen trocknen können, braucht es grosse Trocknungsräume, die viel Energie benötigen. Dazu kommt noch der Transport nach Europa oder Übersee. Diesbezüglich gibt es sicher noch viel Potenzial für eine umweltverträglichere Produktion.
Spielejoker: Seit einiger Zeit kommen auch Kopien von Spielen auf den Markt. Besteht nicht die Gefahr, dass die Fabriken mehr Spiele produzieren und diese danach über andere Kanäle nach Europa verkaufen?
Peter Gygax: Ich habe es bislang einmal erlebt, dass ein Spiel in unserer Schachtel auf einem Markt in Asien angeboten wurde. Den Verkäufer habe ich auf das Spiel angesprochen. Er hat sich darüber gefreut, dass mir die Schachtel so gut gefällt. Ich war eher geschmeichelt als böse und habe den Verkäufer auch nicht über die Kopie Verpackung informiert. Der Hersteller hatte wohl noch einen Restposten und hat diesen anderweitig verwertet.
Spielejoker: Auf Alibaba (Versand) findet man aber diverse Spiele, welche kopiert werden.
Peter Gygax: Das ist natürlich ein Problem. Ob die Spiele an dem Ort ihrer Herstellung auch kopiert werden, ist mir nicht bekannt. Tatsächlich ist es aber interessant, dass wir bei den Spielwaren, welche bei uns verkauft werden, sehr hohe Anforderungen ans Material und an die Verarbeitung haben. Gleichzeitig wird immer mehr Spielzeug, auch für kleine Kinder, direkt in China bestellt, ohne dass diese auf Schadstoffe kontrolliert werden. Da gibt es noch erheblichen Nachholbedarf. Auch beim Urheberrecht, das wir im Unternehmen nach europäischen Regularien umsetzen, gibt es zwingenden Handlungsbedarf.
Spielejoker: Ist es aus ihrer Sicht möglich im Ausland, sozialverträglich, sozial und ökologisch zu produzieren?
Peter Gygax: Es gibt hier ein sehr positives Beispiel. tegu produziert hochwertige magnetische Bausteine aus Holz. Das Produkt wird in Honduras hergestellt. Das Augenmerk liegt auf einem langfristigen Engagement für die Angestellten, umweltverträgliche Rohstoffe wie Holz aus nahen Wäldern und der Qualität des Produktes. In diesem Fall handelt es sich um ein Spielzeug und es ist noch eine Nische. Tatsächlich muss man einen wesentlich höheren Preis für dieses Produkt bezahlebezahlen. Doch es gibt Kunden, welche bereit sind diesen Preis zu bezahlen. Mir liegt dieses Projekt sehr am Herzen.
Spielejoker: Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Carletto vertreibt Spielzeug und Spiele in Europa mit Hauptsitz in der Schweiz und einer Niederlassung in Deutschland und Hong Kong und beschäftigt über 80 Mitarbeiter. Unter dem Dach von Carletto finden sich auch die beiden Eigenmarken Artista und Game Factory. Game Factory ist ein Spieleverlag mit Eigenproduktionen sowie Lokalisationen und bekannt für Spiele wie Klask, Doodle Rush oder Space Escape.